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Sternschnuppensieg - der etwas andere Spielbericht

Sicher weiß noch jeder von uns aus seiner Kindheit, wie man zum ersten Mal eine Sternschnuppe sah und Mutter oder Vater sagten: "Schließ die Augen und wünsch dir was. Damit dein Wunsch in Erfüllung geht, darfst du es aber niemandem verraten."

 

Es ist der vermutlich letzte warme Samstagabend des Sommers und ich sitze mit Familie und Freunden am Lagerfeuer. Doch ein Gedanke lässt mich nicht los. Meine Jungs der F-Jugend hatten am Morgen ihr Auftaktspiel mit 1:5 verloren und waren entsprechend gefrustet. "Die letzten Wochen liefen doch so gut. Jetzt geht das schon wieder los und wir verlieren jedes Spiel..." Ich blicke hinauf zum Himmel und denke über die nächsten Trainingseinheiten nach und wie man taktisch die Aufstellung ändern könnte. In diesem Moment spielt sich das angesprochene Spektakel am Himmel ab und ich erblicke eine Sternschnuppe. Ohne eine Sekunde zu zögern, schließe ich die Augen und wünsche mir, dass die Jungs am nächsten Wochenende gewinnen.

 

Eine Woche später stehen sie dann wieder zusammen auf dem Platz und die Laune ist deutlich besser als am vergangenen Samstag nach der Niederlage. Neues Spiel, neues Glück. Wie stark der Gegner aus Grünhain-Beierfeld ist und wo wir stehen, weiß ich nicht. Doch wie jede Woche versuche ich den kleinen Rackern das Beste mit auf dem Weg zu geben. Die Zielsetzung simpel: "Spielt einfach Fußball, ihr könnt das. Und versucht mindestens 3 Tore zu schießen." Auf dem Platz entwickelt sich dann vom Anpfiiff weg ein Spiel in eine Richtung und unsere Abwehrreihe steht fast ausschließlich auf Höhe der Mittellinie. Fairerweise muss man an dieser Stelle sagen, dass unsere Gäste ohne ihren Stammtorhüter angereist waren und uns vor allem die kurzen Abstöße seines Vertreters entgegen kamen. Alles in allem lieferte aber auch dieser junge Mann eine starke Partie ab und sollte unsere Angreifer fast eine Halbzeit lang zur Verzweiflung bringen. Und wenn er nicht die Schüsse abwehrte, dann kam einer der 6 vor ihm aufopferungsvoll verteidigenden anderen Jungs noch irgendwie an den Ball. Als fast schon kurz vor Abpfiff der ersten Halbzeit bei unseren Kleinen die Verzweiflung einsetze, kam Sedric endlich mal durch die betonierte Abwehr und schob überlegt zum 1:0 ein. Neben mir höre ich 10 Kinder auf dem Feld sowie einige Eltern und Vereinsmitglieder am Spielfeldrand jubeln. "Na also, es geht doch." werden sicher einige gedacht haben.

 

In der Halbzeit habe ich dann nicht viel zu sagen, da die Jungs das Spiel dominieren. "Wir haben Anstoß. Jetzt müssen wir schnell das zweite nachlegen." sagte ich unter anderem zu den Kleinen und gab ihnen einen Tipp für den Anstoß. Emil tippt kurz an, Sedric zieht direkt ab und da der Torwart aus Beierfeld das Ding nicht festhalten kann, gibt es Ecke. Diese kommt rein, es gibt eine Abschlussmöglichkeit und plötzlich steht erneut Sedric völlig frei vor dem Kasten und köpft das Ding zum 2:0 über die Linie. Erneut ertönt ein riesen Jubel, aber dafür setzt nun auch etwas die Leichtfertigkeit ein. Unsere bisweilen oftmals unterforderte Abwehr leistet sich einen kleinen Tiefschlaf und schon fällt das 2:1. Kurz darauf haben die Gäste aus Beierfeld sogar einige Möglichkeiten zum Ausgleich, doch Richard zeigte sich nun hellwach und holte alles raus und zeigte dabei tolle Paraden. Kurze Zeit später stellen wir auf 3:1 und postwendend verkürzen die Gegner auf 3:2. Nun leide ich richtig mit und versuche die Jungs zu beruhigen. Als Trainer denkst du dir nur "Bitte lasst euch den Sieg jetzt nicht mehr nehmen." Es sind noch 7 Minuten Spielzeit auf der Uhr, da geht noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Ole lässt bei einem Konter seinen Gegenspieler stehen und marschiert alleine Richtung Tor, doch dann legt er sich den Ball zu weit vor. Es ist zum Haare raufen, sofern man überhaupt noch welche hat... Schließlich folgt die Erlösung durch Emil. Über links außen in Szene gesetzt, zieht er nach innen und setzt den Ball mit dem Tor des Tages aus rund 15 Metern in den linken Knick. Sahnetor in der F-Jugend á la Arjen Robben zu seinen besten Zeiten. Da bist du als Trainer natürlich stolz auf deine kleinen Kicker, wenn ihnen sowas gelingt. Nur kurze Zeit drauf profitiert Sedric dann abermals von einem kurzen Abstoß und macht mit dem 5:2 den Deckel drauf. Dann ist Schluss und der verdiente Sieg in Sack und Tüten.

 

Die Jungs brechen in Freude und Jubelgesängen aus. Das Gefühl für mich? Unbeschreiblich! Du machst das schließlich nicht für dich, sondern für die Kleinen und genau solche Momente. Und du hast dir als Trainer vorher nichts mehr gewünscht, als dass dieses Spiel mit einem Sieg endet, was mich zu der Sternschnuppe zurückführt. Denn wir haben bisher drei tolle Wochen mit Trainingslager, DFB-Mobil und neuen Strukturen in der Mannschaft erlebt. Und dann muss man manchmal einfach nur an etwas glauben, es sich wünschen oder einfach nur wollen. Niemand von uns weiß, wo sein Weg hinführt und ich hätte auch bei einem anderen Verein landen können. Doch ich weiß zumindest, dass ich aktuell am richtigen Ort bin und meine Fußballfamilie genau hier in Lindenau gefunden habe. Was mir die Kinder meiner Jugend und dieser Verein geben, ist einfach unbezahlbar und macht mich einfach nur glücklich. Ob es am Ende der Wunsch eines leidenschaftlichen Trainers in einer lauen Sommernacht beim Fall einer Sternschnuppe oder einfach nur die gerechte Belohnung für ein tolles Spiel war, das bleibt jedem und seiner Träumerei selbst überlassen. Ich bin jedenfalls stolz darauf, ein Teil dieses Vereins und seiner Gemeinschaft zu sein und werde mein Bestes geben, damit die Jungs weiter voran kommen. Wir sind der SV Lindenau und hier ist einfach alles außergewöhnlich!

 

Zum Schluss wünsche ich den Jungs vom VfB Grünhain-Beierfeld alles Gute für die weitere Saison und gratuliere euch zu einer kämpferisch starken Leistung. Für uns geht es dann am nächsten Wochenende in Bockau weiter. Hoffentlich dann auch wieder mit einem Erfolgserlebnis und strahlenden Kinderaugen. Danke Jungs, dass ich euer Trainer sein darf! Nur der SVL!

 

Sebastian Sturm